Malte Ubenauf zu Christoph Marthalers „Häuptling Abendwind“

Am 15. Februar 2019 hatte die jüngste Hamburger Arbeit von Christoph Marthaler im Malersaal der Hamburger Schauspielhauses Premiere: „Häuptling Abendwind“ von Johann Nepomuk Nestroy. Es ist eines der letzten Stücke Nestroys, in dem seine kunstvolle Sprache  besonders vielschichtig hörbar wird – eine Mischung aus Hochsprache, Umgangssprache und Mundart, Neologismen,  rhetorischen Figuren und Wortneuschöpfungen. Der zweite Titel dieser Burleske in einem Akt – „Das gräuliche Festmahl“ – verweist auf Jacques Offenbachs in Paris uraufgeführten Operetteneinakter Vent du Soir ou L’horrible festin, den Nestroy 1861 während eines Wiener Gastspiels kennenlernte.

Auf die Fragen, weshalb Christoph Marthaler ausgerechnet Nestroy und dieses Stück als Vorlage wählte, in welcher Weise er und sein Team mit dessen Sprache und Musikalität arbeiteten, sowie Grundfragen engagierten Theaters antwortete Malte Ubenauf aus seiner Sicht – der eines Dramaturgen, der von der Musiktheaterregie herkommt, aber auch des Theatergängers.