Liebeserklärung

 

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Love hurts, stand auf einer Bank. Love hurts, what do you think to be love, dachte sie. Wenn Liebe verletzt, verletzt sie die, die Liebe haben wollen. Sie lief abermals an der Bank vorbei und fühlte sich getroffen. Und da war er doch wieder, der unendliche Schmerz und das Verlangen zurückzuschlagen, um den Schmerz nicht mehr zu spüren, stärker und schärfer, wutschnaubend und grauenhaft traurig. Und so ging es doch seit Menschengedenken atemlos die ganze verdammte Geschichte lang! Ausweglos getroffen, hielt sie inne inmitten ihres Schmerzes und saß und spürte der Wunde nach. Ja, sie war verletzlich, absolut und gründlich verletzbar. Und es fühlte sich gut an, diesen Moment einfach nur verletzlich sein zu dürfen. Als ginge in der Wunde ihr ein Licht auf.

Sie waren Freunde geworden. Waren sie das? Und es war gut so, jetzt. Und gleichzeitig, genau in diesem Moment, schien es ihr völlig sinnig, dass sie Geliebte gewesen waren. Und dass sie es wieder sein könnten. Der erstaunliche Punkt war nur, dass es völlig gleichgültig war. In diesem Moment galt es gleich. Dem, was sie atmete. Liebe. Das fühlte sie deutlich. Und sie war unendlich dankbar. Komme was wolle. Liebe.

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Zack kam nicht, vergeblich befahl ihm die herrisch dahinstöckelnde Dame, er zog es vor, mit Zick herumzuspringen.

Eine leere Brottüte platschte achtlos ins Wasser, rang nach Luft, um dann schwerer noch zu sinken. Blesshühner sahen aus der Ferne zu, wissend, dass nichts mehr zu retten war. Das Wasser kräuselte sich von Wind und tieferem Leben, welches Luftblasen nach oben entließ. Poseidon winkte grellgrün herüber. Klein war er geworden über den Winter.

Die kleine Prinzessin trippelte ausgelassen neben ihr her. Nur langsam kamen sie voran, es gab so viel zu atmen, freie Sicht, frische Luft, den lauen Hauch des Vergebens.

Da blieb die kleine Prinzessin stehen: Wo bist du solange geblieben? Ich habe dich vermisst. Sie wusste die Antwort nicht mehr, nur dass sie sie gesucht hatte. Malst du mir Schuhe? Goldene finde ich schön. Da sah sie, dass die kleine Prinzessin barfuß war. Die goldenen Schuhe fielen ihr ein, unter dem Tisch hatten sie geblitzt, Tanja hatte sie geheißen. Die kleine Prinzessin wurde übermütig. Lange hatte sie ihr Verließ nicht verlassen. Und da war sie wieder, die Falle, nur nicht übermütig werden, kritzelte sie schnell dahinter. Das hatte noch stets böse geendet, verheerendes Aufschrecken aus Märchenträumen.

Doch die kleine Prinzessin ließ sich nicht mehr aufhalten. Ihr müsst einem immer den Spaß verderben, murmelte sie enttäuscht, rannte über die weite Wiese und ließ die Drachen steigen.

⇒ Liebeserklärung

© Jorinde Reznikoff 2012