Was ist aus deinem Wunsch, alles richtig machen zu wollen, geworden?
„Der verändert sich ja nur. Man lernt dazu und macht immer noch Dinge falsch, um sich zu entwickeln und daran zu weiterwachsen. Mit Anspruch und Mühe durch das Leben zu gehen, ist ein wichtiges Gut, nur das Wie verändert sich. Es ist begrenzt, wie man mit anderen Menschen mitgehen und ihnen Gutes tun kann oder auch nicht. Das ist ein spannendes Feld, ich denke, dass es vor allem wichtig ist, bei sich zu bleiben. Ich habe das Bild vor mir, wie man bei Turbulenzen im Flugzeug zuerst sich selbst eine der aus Decke fallenden Sauerstoffmasken aufsetzen soll, bevor man anderen helfen soll. Früher fand ich dies Bild ganz schrecklich, heute verstehe ich, dass man sich erst selbst stabilisieren muss, bevor man etwas für andere tun kann. Weit verbreitet ist, dass Menschen sich verausgaben und nicht bei sich selbst und stabil sind.“
Was hat sich denn verändert in deinem „richtigen“ Unterwegssein? „Weniger getrieben zu sein und das Richtigmachen entstehen zu lassen. Denn es ist nicht planbar, sondern eine Entwicklung, die passiert und nie aufhört. Wenn man sich dem stellt und sich nicht verkrampft, kann Richtigmachen einfach passieren. Wie, das muss jeder selbst herausfinden, die Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ist dabei ein ganz wichtiger Kompass.“ Zuweilen holen wir weit aus in unserem Leben und müssen dann wieder scheinbar zurückgehen, das hat etwas mit Gesundschrumpfen zu tun. Du hast ja solch einen Prozess durchlaufen müssen. Magst du den Deinen ein wenig konkretisieren?
„Natürlich. Meine Tür stand immer offen, wenn jemand wissen wollte, wie es denn dazu gekommen sei, wie ich damit umgehe und wie es weitergehe. Es konnte immer jeder alles wissen. Ich habe tatsächlich das Glück gehabt, diese Restrukturisierung in den vergangegnen zwei Jahren mit Unterstützung eines tollen Teams um mich herum, Familie und Freunden, durchstehen und durchleben zu dürfen. Da hatte ich eben nicht alles richtig gemacht, sondern vor Jahren schon falsche Entscheidungen getroffen. Zum Glück aber waren es nicht alleine meine Fehlentscheidungen, ruhte das gesamte Debakel nicht auf meinen Schultern allein. Es gab auch Dinge, die von außen dazu kamen, z.B. die riesengroße Insolvenz meines größten Anzugherstellers in Tschechien, der mir vor 6 Jahren von heute auf morgen meine Warenversorgung abgeschnitten hat.
Plötzlich gab es keine Anzüge mehr, ich hatte in dieser Zeit aber 6 Läden, was eine völlige Fehlstrategie war. 10-15 Jahre nach der Herr von Eden-Gründung stellte ich also fest, dass ich wirklich nicht alles richtig gemacht hatte. Ich habe aber das Glück, in den zwei vergangenen Jahren die Restrukturierung mit Hilfe von fähigen tüchtigen Mitarbeitern und auch externen Beratern weit habe bringen zu können. Der ganze Spuk ist noch nicht vorbei, die Insolvenz, um das Tabuwort nicht auszulassen, ist noch nicht abgeschlossen. Ein Insolvenzplan liegt vor, ich warte nur noch auf den Gerichtstermin, in dem über den Plan abgestimmt wird. Es ist inzwischen die Freigabe erfolgt, der Insolvenzverwalter hat mir die Schlüssel zurückgegeben, ich bin wieder selbst verantwortlich und frei in meinen betriebswirtschaftlichen Entscheidungen. Und ich bin nicht mehr allein an vorderster Front, sondern darf mich auf meine Stärken konzentrieren, die Kollektion, das Marketing, Kooperationen, Strategie. Für die betriebswirtschaftlichen Bereiche, die mir offensichtlich nicht so liegen, gibt es jemanden an meiner Seite, und ich denke, das ist eine gute Doppelspitze, und wir werden die Insolvenz bald erfolgreich abschließen.“