Von der Frankreichprägung des George Grosz zur Modekünstlerin Esther Perbandt

Esther Perbandt – „die Queen of Black and White von Berlin“ – macht keine Mode im rasant vergänglichen Sinne, sondern Unisex-Kleider, die sich zwischen den polyphonen Tönen der Farbe Schwarz, androgyn-starker Feminität und aufgebrochener Maskulinität bewegen und ihren TrägerInnen hüllend-stärkenden Schutz bieten. Als bewegt-bewegende Kunstobjekte suchen Esther Perbandts Gewänder auch durchaus gerne den Kontext seelenverwandter Künstler und Kunstphänomene – wenn auch im unumgänglichen Rahmen der Berliner Fashion Week, mögen sie es doch gerne anders. Daher zieht es ihre Schöpferin am 17.1.2017 um 20 Uhr einmal mehr in die Volksbühne: In einem schwarzweißen Bühnenbild von Bent Neumann, geteasert durch die Filmkunst von Zoran Bihac und umhüllt von den Tönen Sven Helbigs werden Esther Perbandts Kreationen über einen Artwalk laufen – getragen von Persönlichkeiten wie Alexander Scheer, Bent Angelo Jensen – und der legendären Veruschka. Die Berliner Fashion-Week rahmt das Ganze.
Apropos Volksbühne – hier könnte u.a. der Bogen zu George Grosz gespannt werden: An der Volksbühne hat er nämlich für Paul Zechs szenische Ballade „Das trunkene Schiff“ im Jahr 1926 Projektionsgraphiken entworfen, derer sich Frank Castorf bei seiner Neuinszenierung bedient hat. Doch darum soll es heute nicht gehen, sondern um das Buch von Gitta Ho George Grosz und Frankreich, erschienen im Reimer Verlag.

In ihrem Buch untersucht Gitta Ho die wenig erforschten Frankreichaufenthalte von George Grosz und stellt „die dort entstandenen Gemälde, Zeichnungen und Aquarelle sowie die Ausstellungen vor, die ihm in Paris gewidmet wurden. Grosz galt in Frankreich ab Mitte der 20er Jahre als der berühmteste deutsche Künstler überhaupt und verfügte über zahlreiche Kontakte zu namhaften Malern und Literaten wie Jules Pascin oder Yvan Goll. So zeichnet die Autorin anhand von Grosz’ Beziehungen zur Kunst und Kultur des Nachbarlandes auch ein Bild der deutsch-französischen Kunstbeziehungen in den 1910er und 20er Jahren.“ Im Gespräch mit Gitta Ho geht es darüber hinaus auch um die Annäherung an einen Künstler, dessen persönlicher und küntlerischer Werdegang neu entdeckt werden will.

Ein Feature der neopostdadasurrealunkshow vom 12.1.2017.