Paula Modersohn-Becker malt keine Kinder

Oft wird sie einfach nur „Paula“ genannt. Scheinbar vertraut, vor allem aber ein wenig abfällig. Selten blickt jemand begeistert auf, wenn der Name Paula Modersohn-Becker fällt. Das kann sich jetzt ändern – und sollte es auch – mit der Ausstellung im Hamburger Bucerius-Kunstforum, die Dr. Uwe M. Schneede und Dr. Katrin Baumstark kuratiert haben (4. Februar 2017 – 1. Mai 2017).

Eindringlich und aufs Wesentliche konzentriert, macht die Bildauswahl und -präsentation die singuläre Bedeutung dieser Ausnahmekünstlerin deutlich. In ihrer kurzen Schaffenszeit (geb. 1876 – gest. 1907) hat sie in einem kunsthistorischen No-man’s-land zwischen dem natursehnsüchtigen Worpswede und dem im Aufbruch brodelnden Paris unbeirrt nach neuen Gestaltungsmöglichkeiten gesucht. Dass sie diese Suche auch in Paris noch innerhalb einer Worpsweder, nicht Pariser Motivik vorantrieb, hat gewiss einen großen Anteil daran, den flüchtigen Betrachter in die Falle des „fraulichen“ Klischees einer Künstlerin zu locken, die sich selbst als Schwangere, Kinder, Armenhäusler und Birken malt. Doch wie sie dies tut, mit welch radikal und unerbittlich ins Neue vorstoßender Energie, erschließt sich einem eindringlichen Blick auf ihre Bilder im Horizont ihrer Zeitgenossen; weit weg erscheint da ein Otto Modersohn, erstaunlich nahe ein Picasso. Dass Paula Modersohn-Becker mit 31 Jahren ausgerechnet im Kindbett starb, ist eine Ironie des Schicksals – oder ein Hinweis darauf, dass ihre Kinder eben keine Kinder sind.

Wir sprachen mit der Ko-Kuratorin Katrin Baumstark.