(Wie) klingt Anarchie? John Cage im klub katarakt

»Sanft und beharrlich«, frei-experimentell, offenen und zugleich bohrenden Ohres sind Jan Feddersen, Robert Engelbrecht und Ernst Bechert mit klub katarakt unterwegs, dem Internationalen Festival für experimentelle Musik, das seit 2005 jährlich auf Kampnagel in Hamburg stattfindet. Auch während des Festivals, dessen Dichte ihnen eigentlich jede Minute und Aufmerksamkeit abfordert, sind die Festivalleiter bereit, sich auf ein Gespräch einzulassen, in dem sie den Gedanken die nötige Zeit lassen und selbst auf das von ihnen Angestoßene neugierig – Suchende bleiben. Sie praktizieren das, worum es ihnen in diesem Festival geht: das Loslassen von Wahrnehmungsgewohnheiten und Sicheinlassen auf ungeahnte, zuweilen unmerklich feine Öffnungen zum Anderen hin.
Auch unsere Gespräche haben schon eine kleine Tradition – Tradition in dem guten Sinne, dass eine Verbindung entstanden ist, deren Herz die Lust am Gespräch ist. Gespräch, das keine vorgedachten Versatzstücke zum xten Mal auf den Tisch bringt und nicht mit leicht und schnell handbaren Slogans operiert, die sich hinauswerfen lassen in die schnellebige Presse- und Medienlandschaft. Es ist immer inspirierend, und ich werde animiert, selbst neu und anders in Klanglandschaftsabenteuer einzutauchen. Und diese Lust entspricht der Lust am experimentellen Musizieren, am Abenteuer der aktuellen Musik, die sich im Hier und Jetzt mit den Anwesenden orientiert vor dem Horizont der Leuchttürme der Avantgardemusik des 20. Jahrhundert.
Einer von ihnen ist immer wieder John Cage.
So setzt unser Gespräch an bei dem diesjährigen Eröffnungsstück 103 von John Cage in Kombination mit der Projektion seines Films One Eleven, aufgeführt von den Jungen Symphonikern Hamburg – ein Stück gelebter Anarchie oder Demokratie: Wie funktioniert das, wenn jeder in einem großen Ensemble, das an einen Dirigenten gewöhnt ist, innerhalb eines feinen für alle gleich-gültigen Regelwerks für das Gelingen des Ganzen verantwortlich ist? Und wie fügt sich das Hören und Sehen da ein?

Und hier gehts zu einer Sendung der neopostdadasurrealpunkshow mit diesem Gespräch und Musik.