OZ und Street Art – ein Ausbruch aus den Kategorien der Kunstgeschichte?

Oz | "Grüner Gott und Sonne" | Sprühlack und Lackmarker auf Leinwand | 130 x 90 x 4 cm | 2013

Ist „OZ“ Kunst oder Was ist Kunst, wenn OZ Künstler ist?

 

mit freundlicher Genehmigung von Theo Bruns, dem Verleger von Assoziation A, exklusiv aus:

→ Free OZ! Streetart zwischen Revolte, Repression und Kommerz, Blechschmidt | Flügel | Reznikoff (Hg.), Assoziation A, Hamburg 2015

»Viele Gesichter«, Smileys und Spiralen – Ein Prolog

OZ 2012 Mann & Frau sind glÃ1_4cklich
Mann und Frau sind glücklich. OZ 2012.

Aufmerksame Flaneure in Hamburg entgehen ihnen kaum. Den Smileys, den eleganten »OZ.«-Tags, den spinnenwebartigen Spiralen – nicht sonderlich aufregende Zeichen an sich, elementar, aufs Äußerste reduziert, schwarz. Mit der leisen Hartnäckigkeit des Einfachen besetzen sie Wände, Mauern und vergessene Objekte der großen Stadt. Legionen sind es inzwischen. An sorgsam freigelegten Orten erholen sie sich in einer Explosion farbenfroher Üppigkeit, bunte Oasen in der grauen Stadtwüste. 30 Jahre Arbeit des Hamburger Sprayers OZ und seiner Epigonen, kaum unterscheidbar die Hände. Kunst? Eine rote Linie schlängelt sich breit und behäbig zwischen einer grünen und einer blauen Linie. Die grüne verdrückt sich nach unten, die blaue verschafft sich Luft nach oben, drückt zwei kleine blaue Kreise nach unten, die grüne wirft ein grünes Auge nach oben, sieht sich das Desaster an. In veränderlicher Stärke mäandern die drei Farbströme durch ein hochformatiges Rechteck, borden über es hinaus, lassen sich von kräftigen schwarzen Linien segmentieren und einfassen wie farbige Elemente eines Bleiglasfensters. Gelbe Punkte belichten gleichmäßig das schwarze Raster, schwarze Punkte markieren das Weiß, welches hier und da durch das schwarze Gitter hindurchleuchtet. Zwei große gelb vergitterte Augen haben sich links und rechts vom blauen Strom Hoheitsrecht verschafft, das kleine grüne Auge fügt dem großen Blick einen kindlich-weichen Ton hinzu, das Augenweiß blitzt den Betrachter unmissverständlich an. In der unteren Bildmitte ein vergitterter gelber Kreis um einen Kern mit schwarzem Punkt. Der offene Mund zu dem entstellten, durchfurchten Gesicht? Besorgt und traurig, aber auch liebevoll blicken die Augen durch ihr Gitter auf das leerelose Drängen und Wuchern. Was bricht sich Bahn, was bricht durch? Das Bild als Bild ist in sich meisterhaft ausbalanciert, formal, farblich, rhythmisch. OZ sprüht es 2012 in wenigen Stunden auf eine Leinwand. Er nennt es »Viele Gesichter«. Viele andere »Gesichter« gingen diesem Bild voraus, begleiten es, werden ihm folgen, bekommen Namen wie »Einsamer Smiley «, »Kreative, farbige, ursprüngliche Natur«, »Der Grüne Gott«. Kunst?

OZ Der Mond schien hell
Der Mond schien hell. OZ 2013.

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