Lovestory, aber kitschfrei: »Blu« von Hanna Mittelstädt

Hanna Mittelstädt © Anne Vaupel

Sind wir nicht alle vor allem und immer wieder auf der Suche nach Liebe? Der besonderen, die sich mit dem/der einen von vielen endlich erfüllen möge? Doch ist diese Suche nicht  letztlich eine Suche nach der Einen Liebe, die sie ein für alle Male alle enthält und sich im Getrennten des körperlichen Seins bestenfalls flüchtig erahnen lässt?

Hanna Mittelstädt hat eine Episode ihrer Suche nach der Liebe zu einem lakonischen Kurzroman verdichtet, der 2021 im konkursbuchverlag (Tübingen) erschienen ist: Blu. Lovestory. Es ist die Geschichte einer Befreiung, die sich Fil zu erschließen beginnt, als sie unter dem Einfluss der sibirischen Weiten Joes einsieht, dass Blu nicht gewährt, wonach sie sich so sehr sehnt, und dass genau dies das Tor zur Freiheit ist. Übrigens keineswegs masochistisch, sondern einfach der Dialektik des Lebens entsprechend. Und doch. Das schmerzt und erinnert an all die alten Wunden, die das Leben einer Neunundsechzigjährigen unweigerlich hinterlässt – vor allem dann, wenn sie es wild und immer wieder neu spielen wollte, dieses Leben. Doch dies wird nicht gesagt, es schwingt durch das direkte, knappe Sprechen hindurch, das ganz nah herangeht und doch die Distanz wahrt, traurig-komische Bilder zeichnet. Wie sie das Leben eben entwirft. Liebevolle Bilder. »This is not a Lovesong« schrie Jonny Rotten sich die Kehle aus dem Leibe – in  einem der schönsten Liebeslieder aller Zeiten…

Hier sind drei Möglichkeiten, sich Blue anzunähern:

  • Hanna Mittelstädt stellt anlässlich der Leipziger Buchmesse im April 2021 ihren Roman »Blue« vor [© Jorinde Reznikoff]

 

  • Jorinde Reznikoff spricht mit Hanna über ihr Buch:

 

  • Hanna Mittelstädt liest, begleitet von Vlatko Kučan auf dem Sopransaxophon (Live-Mitschnitt am 6. Juni 2021 im Hamburger LIT, Literaturzentrum im Literaturhaus):

 

Vlatko Kučan und Hanna Mittelstädt © Heidemarie Ott
Hanna Mittelstädt © Anne Vaupel

Hanna Mittelstädt, geb. 1951 in Hamburg, lebt in Hamburg.

Mit-Gründerin und 45 Jahre lang Mit-Leiterin des Verlags Edition Nautilus. War Co-Übersetzerin für viele Werke aus dem Französischen (zusammen mit Pierre Gallissaires u.a. Situationistische Internationale, Arthur Cravan – Gesamtwerk, Francis Picabia – Gesammelte Werke, J.F. Céline – Gespräche mit Professor Y). Redaktionsmitglied und Autorin in den verlagseigenen Zeitschriften: Revolte (1973-1980), Die Aktion (1980-2013)

Nach dem Ausscheiden aus dem Verlag: Künstlerische Leitung für Szenische Lesungen, u.a. »Francis Picabia, Funny Guy & Dada« mit Roberto Ohrt; »Der Torpedokäfer – Aus dem abenteuerlichen Leben des Franz Jung«, Lesung u.a. Corinna Harfouch, Iris Boss. Initiatorin der Franz Jung-Revue »Die Technik des Glücks« (zusammen mit Annett Gröschner) für das HAU (Hebbel am Ufer) in Berlin. Arbeitet zur Zeit an einer Verlagschronik mit dem Arbeitstitel: »Das große Spiel«.

Zu Hannas Leben siehe/höre auch die zweistündige Radiosendung Technik des Glücks.

Buchveröffentlichungen:

  • im Verlag Peter Engstler die Prosabände:  Die Hacienda muß gebaut werden, 1994; Augenblicke, 1998; Die Notwendigkeit des Mondes, 2016
  • zusammen mit Anna Rheinsberg in der Edition Nautilus: Liebe Hanna Deine Anna – Briefe über Liebe und Literatur, 1999
  • zusammen mit Klaudia Ruschkowski (Übersetzerin) Herausgabe gesammelter Werke von Etel Adnan (zuletzt: Sturm ohne Wind, 2019)
  • im Konkursbuch Verlag Claudia Gehrke: Blu – Lovestory, 2021